Während der zwei Wochen haben Tahina und ich versucht, alle Kassenbons unserer Einkäufe aufzubewahren, und das auch bis auf zwei Ausnahmen oder so gut hinbekommen. Zu unser eigenen Referenz lade ich das mal hier hoch.
Monat / Oktober 2018
30 Euro/Woche: Ende und Fazit
Wie bereits angekündigt, beenden wir unser 30 Euro/Woche Experiment nach zwei Wochen. Ich denke wir haben zumindest für uns belegt, dass das gut möglich ist, die selbst auferlegten Regeln haben uns zuletzt aber ziemlich genervt. Die ganz großen Koch-Feuerwerke haben wir dann auch nicht mehr abgebrannt, es gab ja noch genug Reste, die man neu kombinieren oder wieder aufwärmen konnte. Immerhin haben Matio und ich zusammen eine etwas ungewöhnliche Pizza mit Kichererbsen und Spinat gebacken, von der Matio sogar was gegessen hat! 🙂
Beim Essen haben wir uns tatsächlich nicht groß einschränken müssen, aber im Gegensatz zu sonst gab es bei uns in den zwei Wochen keinen Saft, nur ganz selten Mineralwasser mit Kohlensäure (fast ausschließlich Leitungswasser) und weniger Kaugummi als gewohnt („geklaut“ aus vorhandenen Vorräten, und damit eigentlich geschummelt). Diese kleinen Luxusartikel des Alltags haben wir wirklich vermisst und werden wir bald wieder nachkaufen:)
Auch wenn wir uns freuen, mal wieder bei iShop, Nature’s Food usw. größere Einkäufe machen zu können, werden wahrscheinlich in den nächsten Wochen für Lebensmittel nicht mal deutlich mehr ausgeben – sondern dafür mal verstärkt an die Reste in der Vorratskammer gehen, die endlich mal reduziert gehören:) Getrocknete Hülsenfrüchte werden wir dabei künftig bestimmt wieder öfter verwenden und künftig unser Hummus selbst machen. Ansonsten werden wir vermutlich nicht viel anders machen als vor dem Experiment.
30 Euro/Woche: 11 Tage vorbei
Nach elf Tagen unseres kleinen Experiments habe ich tatsächlich das Gefühl, ein paar Sachen gelernt bzw. wertzuschätzen gelernt zu haben. Aber Tahina und ich sind uns einig, dass dieses Experiment nach zwei Wochen abgeschlossen wird, und wir danach wieder „normal“ weitermachen. Dabei sind die 30 € pro Woche gar keine große Einschränkung, dafür haben wir eigentlich alles bekommen was wir so brauchten. Nervig war vor allem, die Lebensmittel nicht verwenden zu dürfen, die wir eh noch in der Vorratskammer haben.
Was wir jetzt wissen:
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- Selbst Brot backen ist durchaus machbar, kann man ruhig öfter mal tun
- Getrocknete Kichererbsen sind der Hammer. 1 Kilo für zwei Euro, und damit lässt sich leicht selbst Hummus machen, statt den immer teuer und mit viel Plastik drum vom Supermarkt zu kaufen. Ich habe auch versucht eine Art Wurst daraus herzustellen, mit Haferflocken, Rapsöl, Tomatenmark und Knoblauch.
Das Ergebnis entspricht nicht ganz der Erwartung – schmeckt schon gut, aber nicht wurstähnlich genug um unseren vierjährigen Food-Snob zu überzeugen. Zum Glück mag er Kichererbsen einfach so, also brauchen wir ihm die gar nicht unterzujubeln 🙂 - Vegan ist für die allermeisten Sachen wirklich kein Handycap beim Geldsparen. Ausnahme war jetzt mal die Schoko-Crème. Statt Nutella oder die Hausmarken-Alternative musste es dann das DM-Bio-Produkt sein, für immerhin 3 Euro für ein Glas. Aber es musste halt sein 😉
Tahina hat dann für Sonntag erneut einen Apfelkuchen gebacken. Das war der dritte innerhalb von zwei Wochen – das ist so nicht normal, glaubt mir 😉
Letztendlich mehr als beim Essen haben wir die Einschränkung bei der Freizeitgestaltung gemerkt. Alles wo man erstmal Eintritt bezahlen muss fiel flach – statt dessen haben wir am Wochenende längere Radtouren gemacht und waren sogar mal „wandern“ im Benther Berg.
30 Euro die Woche: Woche 1 vorbei
Die erste Woche ist überstanden! Ich war heute früh sogar bereits einkaufen und habe die ersten 4,16 € der neuen Woche ausgegeben.
Da wir am Wochenende viel vorgekocht hatten (Kürbis/Kartoffel/Karotten-Suppe) mussten wir nicht mehr so viel Kochen und konnten von Resten zehren. Vielleicht deswegen haben wir mehr gebacken. Die letzten Tage hätte man also wohl etwas gesünder gestalten können, denn Gemüse im TK-Fach ist sogar noch übrig.
Zum ersten Mal seit Monaten habe ich am Mittwoch Abend mal wieder spontan gebacken. Wie bei mir üblich habe ich die Zutaten einfach nach Gefühl zusammengeworfen, ohne Rezept – ist trotzdem für meinen Geschmack ganz gut geworden.
Fazit der ersten Woche und aktueller Stand:
- Planung ist alles: Wenn man vorkocht, ist es mit dem Budget durchaus machbar. Wenn man ansonten ganz schnell was „vernünftiges“ essen will, hat man schlechte Karten
- Daraus folgt: Wer einen Kühlschrank und Kochgelegenheiten hat, hat für so ein Experiment natürlich Riesen-Vorteile
- Wir haben schon etwas weniger frische Lebensmittel gekauft als sonst, vor allem kaum Salat und Tomaten/Paprika, die ja mittlerweile auch nicht mehr so günstig sind wie noch im Sommer
- Die selbstgepflückten Äpfel sind alle, wir werden also wieder welche kaufen müssen
- Wir haben tatsächlich 5 Kilo Kartoffeln in einer Woche gekocht und zu einem großen Teil auch bereits gegessen.
- Wir haben doch das eine oder andere Mal „geschummelt“ und uns einfach aus der Vorratskammer ein Gewürz o.Ä. genommen. Auf lange Sicht gesehen verfälscht das das Ergebnis aber nicht so wirklich, schließlich ersetzen wir die entsprechenden Sachen auch aus dem Budget, wenn sie alle sind.
- Der komplette Konsumverzicht ist uns während der Zeit nicht gelungen. Wenn aus irgendeinem anderen Grund etwas gebraucht wird, haben wir es trotzdem gekauft, ohne an das Budget zu gehen.
- Eine weitere Woche machen wir das jedenfalls weiter, und dann entscheiden wir, ob erstmal Schluss damit ist:)
30 Euro/Woche: Tage 3 und 4
Freitag Nachmittag und Samstag Vormittag standen weitere Einkäufe an, und dann hatten wir auch schon alles bis auf etwa 20 Cent ausgegeben. Dafür hatten wir jetzt auch ein paar frische Sachen: Vor allem Kürbis ist im Herbst ein echtes Highlight. Außerdem habe ich Sojagranulat und Sojaschnetzel im „Wert“ von 2 Euro abgewogen (und aus dem Budget bezahlt) die wir noch zuhause hatten, damit wir nicht extra zu Nature’s Food nach Linden fahren müssen. Am Wochenende war auch etwas mehr Zeit, um richtig zu kochen, und Tahina hat mal wieder in der Küche gezaubert. Ein Kindergartenfreund von Matio hat von Samstag auf Sonntag bei uns übernachtet, aber Kinder sind ja eigentlich einfach zufrieden zu stellen: Nudeln, etwas Gemüse zum Abendessen, Toastbrot mit veganer Schokocrème (von der wir noch etwas zuhause hatten) zum Frühstück und sie waren zufrieden:)
30 Euro/Woche: Tag 1 und 2
Nachdem wir ja wirklich fast nichts mehr zu im Haus hatten, das wir essen „dürfen“, musste am Donnerstag früh dringend ein Einkauf gemacht werden. Wir haben ein paar Kilometer von zuhause einen Rewe, der bereits um sechs Uhr öffnet, also bin ich da vor der Arbeit hingefahren, und habe erstmal einen Einkauf gemacht, danach waren wir 7,50€ ärmer, aber hatten wenigstens ein paar Basics im Haus.
Da morgens natürlich keine Zeit zum Kochen war, habe ich nur etwas Brot, Salzstangen, Erdnüsse und Apfelkuchen mit ins Büro genommen – eindeutig zu wenig, weswegen ich ein bisschen geschummelt habe und vom Müsli gegessen habe, was ich dort immer vorrätig habe. In der Mittagspause habe ich beim türkischen Supermarkt „Mavi“ in Laatzen noch getrocknete Linsen, Bulgur und fünf Kilo Kartoffeln (für zwei Euro) gekauft. Am Nachmittag ging es etwas hungrig zur Blutspende vom DRK. Mit Salzstangen und viel Wasser habe ich meinen meist zu niedrigen Blutdruck knapp über die Grenze pushen können, dass sie mich haben spenden lassen. Die Hoffnung auf eine Gratis-Mahlzeit für Matio und mich im Anschluss ging leider nicht auf: Beim Organisator NDR wurde „Oktoberfest“ gefeiert, mit Schweinshaxe, Leberkäs‘ und Weißwurst. Das einzig vegane dort war ein bisschen Obst. Schade Panade.
Am Freitag dann konnte ich einfach eine große Portion vom Abendessen vom Vorabend als Proviant mit ins Büro nehmen. Und Tahina und ich haben endlich auch ein bisschen frisches Gemüse ‚rangeschafft:)
Eisen- und Vitamintabletten nehmen wir übrigens während dieses Experiments weiter ein wie gewohnt. Das ist zwar irgendwie geschummelt und bestimmt auch mal ein paar Wochen verzichtbar, aber wir wollen keine dummen Risiken eingehen. Unser Sohn Matio (4 Jahre) bekommt morgens immer sein Frühstück und „petit goûter“ in einer Box, wird Mittags aber vom Kindergarten verpflegt.
Experiment: Essen für 30 Euro/Woche
Nach der Definition der World Bank Group liegt „absolute Armut“ vor, wenn ein Mensch zum Leben weniger als 1,90 $ am Tag zur Verfügung stehen, das sind nach dem Wechselkurs von heute etwa 1,64 €. 10 Prozent der Menschheit leben noch immer in solchen Verhältnissen, auch wenn erfreulicherweise der Anteil der Weltbevölkerung in extremer Armut in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist. Der Großteil wird wohl Subsistenzfarmer sein, die in ihren ländlichen Strukturen zum großen Teil ohne Geld auskommen, denn anders stelle ich es mir schwer möglich vor, auf diese Weise dauerhaft zu (über)leben, wenn man an all die Kosten für Essen, Hygiene, Wohnen, Kommunikation, Mobilität und Bildung einbeziehe, die in einer modernen Gesellschaft so anfallen. Wir sind in Deutschland in der glücklichen Lage, weit weg von solchen Extremen zu sein, weswegen der Begriff der „absoluten Armut“ in Deutschland ja auch nicht wirklich verwendet wird. Statt dessen spricht hierzulande von relativer Armut, wenn weniger als 50% des Einkommens des Durchschnittsdeutschen zur Verfügung zum Lebensunterhalt zur Verfügung stehen. Nach dieser Definition muss eigentlich fast zwangsläufig irgendwer arm sein, was für die absolute Armut nicht gilt.
Ich weiß gar nicht genau warum, aber irgendwie finde ich es interessant auszuloten, wie „arm“ ich sein kann und trotzdem noch ein gutes und produktives Leben führen kann. Deswegen habe ich mir folgendes als Experiment überlegt: Für den Zeitraum von einigen Wochen von den oben genannten 1,90 $, also gut 1,60 € pro Person die täglichen Kosten für Ernährung zu bestreiten, und während dieses Zeitraums auf zusätzlichen Konsum (Drogerieartikel, Klamotten usw.) zu verzichten. Da in der Wohnung erstmal noch genug Klopapier, Seife und T-Shirts sind, sollte das kein großes Opfer sein. Tahina hat sich entschlossen, bei meiner seltsamen Idee mitzumachen, und so haben wir uns für zwei Erwachsene und unseren vierjährigen auf eine Gesamtbetrag von 30 Euro die Woche geeinigt, also knapp über 4 Euro am Tag. Unsere Miete, Strom, Internet usw. zahlen und nutzen wir natürlich weiter, weswegen unsere Gesamtausgaben und unser Lebensstandard natürlich auch mit diesen Einschränkungen deutlich höher liegt. Und natürlich können wir das Experiment jederzeit abbrechen, wenn es notwendig oder uns einfach zu unbequem wird, was ja ebenfalls ein erheblicher Luxus ist.
Los geht’s am 4. Oktober 2018. Am Vortag haben wir versucht, die meisten Reste aufzuessen, um nicht mit einem vollen Kühlschrank zu starten, aber eine perfekte Punktlandung ist natürlich nicht ganz möglich gewesen. So starten wir also in die erste Woche rein:
Auf dem Balkon vegetieren noch einige Kräuter vor sich hin, von denen wir uns vor Einbruch des Winters großzügig bedienen können, und wir erlegen uns keine strengen Regeln auf, nicht auf der Arbeit oder zu Besuch den einen oder anderen Snack zu finden – solange es nicht einen großen Teil unserer Kalorien ausmacht.
In der Folge möchte ich berichten, wie es uns so dabei geht und was wir so konkret kochen.
Nachtrag: Hier alle Beiträge in chronologischer Reihenfolge: