Fasten

Nachdem ich einiges darüber gehört hatte, dass der temporäre komplette Verzicht auf Nahrung gesund sein sollte, wollte ich das nun selbst mal wirklich ausprobieren. Konkrete Krankheiten, die ich damit heilen wollte gab es nicht, diese Form  Auf dem Kalender hatte ich mir die Woche vor Ostern rausgesucht, das passt ja ganz gut mit der christlichen Tradition hierzulande und außerdem sollten potentiell weniger Termine während der Schulferien anstehen, so wenigstens die Überlegung.

In der Bücherei habe ich mir einige Bücher zu dem Thema ausgeliehen. Ich wollte es im Rahmen meiner Möglichkeiten „richtig“ machen, habe letztendlich dann aber viele der Ratschläge in den Wind geschlagen. Viele Dinge in diesen Büchern kamen mir doch etwas zu esoterisch vor, oder erschienen mir nicht praktikabel.

Während der Fastenzeit habe ich „ganz normal“ zuhause gelebt, hatte mir halbtags Urlaub genommen (was irgendwie nicht gut geklappt hat, habe irgendwie ich sieben Stunden am Tag im Büro verbracht…) um mehr Zeit zu haben und um vermeintlich gesunkene Produktivität auszugleichen. Das war im Nachhinein nicht wirklich so toll, denn so ein Halb-Urlaub ist für die Kollegen unberechenbar und hat mir in der Form auch keine Erholung gebracht. Ich habe festgestellt, dass ich auch im Energiesparmodus durchaus meinen Job machen kann, wenn ich mich dabei auch nicht besonders toll fühle. Mein Programm habe ich ohne Gruppe oder Anleitung durch eine andere Person durchgezogen.

Aber nun mal konkret: Was habe ich gemacht? Der offenbar gängigen Praxis folgend habe ich einen „Entlastungstag“ gemacht, wo es schon deutlich weniger zu essen gab, dann fünf strenge Fastentage ohne feste Kost (aber mit Säften, Tees, Gemüsebrühe) gefolgt von zwei „Aufbautagen“, an denen der Körper langsam wieder an feste Nahrung gewöhnt werden soll. Durch das Schlucken von abführendem Glaubersalz am ersten Fastentag wird der Magen/Darm praktisch leergespült, so dass Hunger vor allem zum Ende der Fastenzeit kein so großes Problem war. Auf die in der Literatur empfohlenen Einläufe habe ich hingegen verzichtet, das kam mir ehrlich gesagt einfach eklig vor.

Und, wie lief’s?

Ich halte mal ein paar Beobachtungen in Stichpunkten fest:

  • Erwartungsgemäß habe ich Gewicht verloren. Von 64,7 kg auf auf 61,3. Damit bin ich ziemlich genau auf einem BMI von 20, am unteren Ende des „Normalgewichts“.
  • Ich habe während der gesamten Fastenzeit definitiv weniger Energie gehabt, insbesondere für körperliche Anstrengungen. Im Nachhinein hätte ich vielleicht öfter Fruchtsäfte trinken sollen, um mit dem Zucker wieder ein bisschen Energie reinzubringen.
  • Entgegen den durch die Literatur geweckten Erwartungen sind große spirituelle Erkentnisse oder auch nur verstärktes Empfinden größtenteils ausgeblieben. Allerdings muss man sagen, dass ich denen durch die weiterhin starke Einbindung im Alltag auch kaum Zeit gegeben habe.
  • Ich habe tatsächlich viele Träume gehabt, an die ich mich am nächsten Tag auch noch erinnern konnte, was mir sonst kaum passiert. Das ist wohl ein durchaus üblicher Effekt beim Fasten
  • Tahina hat bei mir einen sehr pentranten Mundgeruch festgestellt – den ich selbst kaum wahrnehmen konnte. Dafür aber hartnäckiger Belag auf Zunge und Zähnen
  • Wesentliche Erkenntnis: Fünf Tage nichts essen ist tatsächlich möglich. Es ist nicht so, dass ich die ganze Zeit Hunger leide, der Körper findet sich recht schnell damit ab, dass es nichts gibt und geht auf Sparflamme runter. Dieser „Energiesparmodus“ hat sich für mich allerdings meistens nicht so gut angefühlt, obwohl es immer wieder Zwischenhochs gab.
  • Am Ende der Fastenzeit war ich wahnsinnig froh, wieder Essen zu dürfen. Deswegen gehe ich die Aufbautage auch etwas entspannter an und schränke mich nicht mehr zu sehr ein, auch wenn ich (vergeblich ;-)) versucht habe, mich nicht gleich zu überfressen

Fazit: In der gewählten, strengen Form würde ich das nicht nochmal machen, solange nicht medizinsch indiziert. Gelegentlich gesetzt „Entlastungstage“ mit nur sehr wenig leichter Kost oder der gelegentliche Verzicht auf Essen vom Mittagessen bis zum nächsten Morgen würde ich aber schon ins Auge fassen. Und Zeit für mehr Achtsamkeit, innere Stimmen usw. könnte ich mir irgendwann mal nehmen, ohne das mit Fastenritualen verknüpfen zu müssen…